Bad Oeynhausen. Nach dem Lockdown hatte Bianca Dahlke keine Bedenken, ihr Kind zurück in den Kindergarten zu schicken. Denn sie wusste: Mit engen Räumen oder mangelnder Belüftung würde es dort keine Probleme geben. Bianca Dahlkes Sohn gehört zu den 19 Kindern, die derzeit den Waldkindergarten an der Grenze zu Vlotho besuchen. Und dort ist nun nach knapp drei Jahren alles fertig: "Wir haben am Bauwagen nun endlich eine Veranda und können trocken vom Bauwagen zu den Toiletten gehen", sagt Leiterin Sandra Hachmeister. Auch sonst hat sich im vergangenen Jahr einiges verändert. So gibt es im Waldkindergarten nun ein Tipi, einen neuen
Morgenkreis aus kleinen Baumstämmen und neue Außenmöbel - schließlich verbringen Kinder und Erzieher fast den gesamten Tag an der frischen Luft. So wird draußen gegessen, gemalt, vorgelesen und gespielt - fertige Spielzeuge sucht man auf dem Gelände allerdings vergeblich. "Hier gibt es keine vorgefertigten Spielsachen aus Plastik. Die Kinder werden stattdessen selbst kreativ", sagt Bianca Dahlke. Und dass den Kindern dabei die abenteuerlichsten Ideen kommen, kann auch Mutter Jasmin Jochim bestätigen: "Einmal haben sie einen Gymnastik-Parcours für Regenwürmer aufgebaut". Denn auch der Respekt gegenüber allen Lebewesen wird im Waldkindergarten groß geschrieben. "Wir beobachten die Tiere, aber lassen sie dabei in ihrem natürlichen Lebensraum", erklärt Sandra Hachmeister, die diesen Lebensraum deshalb auch nicht verändern möchte - wenn im Wald gebaut und gespielt wurde, wird hinterher auch
alles wieder abgebaut.
Wenig Müll produzieren
Auch bringen Sandra Hachmeister und ihre Kollegen Christine Böke, Florian Schwalbe und Tanja Petersen den Kindern bei, möglichst wenig Müll zu produzieren. Deshalb sorgen auch die Eltern dafür, ihren Kindern stets ein Mittagessen mitzugeben, das diese auch wirklich gern essen - schließlich wird auch so die Menge an Abfällen reduziert. Und da es sich bei dem Trägerverein Waldkindergarten Vlotho e.V. um eine Elterninitiative
handelt, halten auch die Mütter und Väter regelmäßigen Kontakt zueinander. "Es ist hier nicht anonym und alle Eltern können sich sich einbringen. Dadurch sind auch viele private Kontakte entstanden", sagt Mutter Fiona Pearson, die sich vor allem wegen dieses familiären Konzepts für den Waldkindergarten entschieden hat. Denn mit insgesamt 20 Plätzen und vier Pädagogen haben die Drei- bis Sechsjährigen hier Gelegenheit, sich gegenseitig zu unterstützen und kreativ zu sein. "Oft helfen die Älteren den Jüngeren ganz automatisch, die Kinder sind hier nicht nach Altersgruppen getrennt", sagt Jasmin Jochim. Bianca Dahlke empfiehlt den Kindergarten deshalb vor allem für sensible Kinder - unter anderem, da der Lärmpegel dort deutlich geringer sei als in größeren Kitas.
"Schutzraum" für stürmisches Wetter
In den Bauwagen geht es für die Kinder übrigens nur zum kurzen Aufwärmen im Winter, ansonsten beginnen sie ihren Tag mit dem Morgenkreis unter freiem Himmel, bevor es gemeinsam in den Wald geht. Draußen wird hier auch gegessen, bevor sich die Kinder wieder mit handwerklichen Tätigkeiten, Rollenspielen oder Malutensilien beschäftigen.
Wenn es dafür allerdings zu stürmisch ist, verbringt die Gruppe die Zeit im "Schutzraum" an der Loher Straße - und dort können sich die Kinder auch ausnahmsweise mit Plastikspielzeug beschäigen. Im Waldkindergarten können Kinder zwischen drei und sechs Jahren das ganze Jahr über angemeldet werden. Die offizielle Anmeldezeit beginnt nun jedoch mit einem Informationsabend für Eltern am Dienstag, 29. September, um 19.30 Uhr am Bauwagen an der Oberbecksener Straße 50. Vom 19. bis zum 30. Oktober haben Kinder und Eltern dann die Möglichkeit, die Gruppe nach vorheriger Anmeldung für einen "Schnuppertag" in den Wald zu begleiten.
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